
Ballschule fürs spätere Sportlerleben.
Ein Ballsportangebot für Kinder zwischen eineinhalb und zehn Jahren als Grundlage für alle Mannschafts- und Ballsportarten – das gibt es bisher in Landau noch nicht! Am kommenden Freitag feiert die „Ballschule Landau“ um 18 Uhr im Turnerheim im Spitalmühlweg ihre Gründungsveranstaltung.
Dahinter steckt das Konzept der „Heidelberger Ballschule“, das 1998 von Professor Roth am sportwissenschaftlichen Institut der Universität Heidelberg formuliert wurde und seitdem seinen Siegeszug bis nach Japan, Mosambik oder Mexiko angetreten hat. In Deutschland sind über 300 Kooperationen mit Kindergärten, Schulen, Vereinen und Verbänden gelistet, darunter die Adler Mannheim, die Rhein-Neckar Löwen oder die TSG Hoffenheim. Während sich auf der Landkarte der Partner am und über dem Rhein die Stecknadeln tummeln, ist die Südpfalz bisher noch ein weißer Fleck.
Das will Kai Lohkamp als einer der Köpfe des Projekts in Landau ändern. Der 46-jährige unterrichtet als Sonderschullehrer in Pirmasens, hat selbst drei Jungs und kommt aus der Volleyball-Sparte des Turnvereins 1861. Hier hat auch die Ballschule ihre Heimat gefunden, doch die Initiative versteht sich ausdrücklich als Unterbau für alle Ballsportarten, egal ob Handball, Basketball, Hockey, Badminton, Tennis oder Fußball. Alle werden in Landau angeboten und sicher einige der Vereine offene Ohren bekommen, wenn Lohkamp sagt: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine zu frühe Spezialisierung zu einer erhöhten Abbrecherquote führt. Hier setzt das Ballschulkonzept an, dass allen Kindern grundlegende Basiskompetenzen am und mit dem Ball vermitteln will, ehe sie sich dann erst im späteren Alter für eine spezifische Sportart entscheiden, wofür sie dann aber bessere Voraussetzungen mitbringen.“
Inhaltlich geht es bei der Ballschule um eine altersgemäße Heranführung an sämtliche Ballsportkompetenzen. Die Grundphilosophie basiert auf den vier Eckpfeilern Entwicklungsgemäßheit, Vielseitigkeit, spielerisches Ausprobieren und Freudbetontheit. Bei den ganz Kleinen, der „Baby-Ballschule“ zwischen 18 Monaten und 3 Jahren, stehen unter Begleitung eines Elternteils die Lernerfahrungen in Ball- oder Gerätelandschaften im Vordergrund. In der „Mini-Ballschule“ (3-6 Jahre) beginnt das gezielte Fangen, Stoppen, Prellen, Dribbeln sowie das Einschätzen von Flugbahnen und Laufwegen, während die Grundschulkinder ab 6 Jahre dann komplexere Spielformen kennen lernen.
Bemerkenswert ist auch der Werdegang von der Idee zur Verwirklichung, denn die Bemühungen gingen anfangs nicht vom Verein aus. „Es wurden zunächst einmal Bekannte und Freunde mit Kindern aufmerksam, dann kamen viele Sportlehrerkollegen, inzwischen gibt es eine Gruppe von knapp 30 Personen, die ich zum Unterstützerkreis zähle“, berichtet Lohkamp von den Anfängen vor etwa einem Jahr. 25 von Ihnen haben sich kurz vor den Sommerferien an zwei Tagen zum lizensierten Ballschul-Übungsleiter weiterbilden lassen, inzwischen wurden Flyer und natürlich – ganz viele Bälle geordert.
In den letzten beiden Ferienwochen hat man mit Ferienpass-Angeboten die Werbetrommel gerührt und schon erste Erfahrungen gesammelt. „Wir müssen gerade bei den Älteren auf jeden Fall die Jungs-Mädchen-Konstellation im Auge behalten, dazu haben wir Erkenntnisse zur Länge der Trainingszeiten und der Differenzierung für die verschiedenen Altersgruppen gesammelt“, sagt Lohkamp.
Während sich derzeit die Warteliste täglich füllt, gehen die derzeitigen Planungen von etwa 8 bis 10 gemischten Gruppen mit etwa 12 Kindern aus, wobei bei den Minis die Altersgruppen 3/4 und 5/6 angeboten und auch die ABC-Kinder in zwei Stufen aufgeteilt werden. „Die genaue Zahl und Aufteilung auf die Wochentage hängt noch von den Übungsleitern und der Nachfrage ab, dazu laufen noch die letzten Feinabstimmungen bezüglich freier Hallenzeiten“, sagt Lohkamp. Die ersten Gruppen sollen schon ab kommender Woche anlaufen, bis zu den Herbstferien dann das komplette Angebot stehen. Mit einem über 1000 Mitglieder starken Mehrspartenverein als Träger, der für die nötigen finanziellen Vorleistungen an Geräten und Ausbildungskosten sorgt, einer boomenden Schwarmstadt und einer Universität mit Schwerpunkt Lehrerausbildung könnte die Ballschule in Landau ein Erfolgsmodell werden.
Info und Anmeldungen an email hidden; JavaScript is required oder bei Kai Lohkamp unter 01577 – 42 67 208.